Interview bei "Schramme - der Talk"
Peer-Detlev Schladebusch hat mit mir ein Interview für "Schramme - der Talk" gemacht.
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Das Videointerview finden Sie ab sofort unter den Fotos auf dieser Seite.
Verraten und verkauft – Stasi-Häftling Gerd Keil bei SCHRAMME-derTALK
Er ist ein Mensch, der das Echte liebt: Die Wahrheit, die Freiheit und die Mitmenschlichkeit. Doch in der DDR kam er dafür in den Knast des Geheimdienstes, der Staatssicherheit (Stasi): Fast drei Jahre Gefängnis und Zwangsarbeit.
Bei SCHRAMME-derTalk erzählt er Moderator Peer-Detlev Schladebusch von der Zeit als S-Bahn-Fahrer in Berlin.
Volles Rohr durch das Grenzgebiet Manche Passagen durfte er nur mit Höchstgeschwindigkeit fahren. Ihm wurde unmissverständlich gedroht, dass sonst die Selbstschussanlagen auslösten und der Zug durchsiebt werden würde. Vom Staat desillusioniert, wollte er sich nicht erpressen lassen können. Deshalb verzichtete er bewusst auf Kinder und wollte auch nicht heiraten. Anderen half er bei der Flucht und wurde dabei angeschossen. Eines Tages kassierte ihn der Staatssicherheitsdienst in seinem Hausflur ein. Im berüchtigten Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen wurde er zusätzlich durch 3 Wochen Dunkelhaft gequält, um als Mensch gebrochen zu werden.
Mit Jesus im Bus in die Freiheit Als Gerd Keil im April 1989 von der Bundesregierung freigekauft wird, spürt er bei der Fahrt im Bus in die Bundesrepublik: „Jesus sitzt neben mir. Er hat mich auch durch die Zeit der Dunkelhaft begleitet. Warum soll er nicht mitkommen, wenn´s ´ne schöne Zeit gibt?“
Freiheit und Demokratie jeden Tag neu erkämpfen. Gerd Keil setzt sich heute dafür ein: Mit Vorträgen, Lesungen, Interviews, als Seniorenbegleiter und Ehrenamtlicher in einer Schulbücherei. Etliche Bücher hat er veröffentlicht. Auf seiner Homepage ist viel über seine Erlebnisse und die politischen Umstände und Akteure zur Zeit der DDR zu erfahren. Lehrer sagen ihm, dass er durch seine eindrücklichen Berichte in Schulklassen dabei mehrere Wochen Unterricht ersetzt.
Fehleinschätzungen der Geschichte und das Wunder der Wiedervereinigung Vor 35 Jahren, am 12. Juni 1989, schob Gerhard Schröder als Oppositionsführer im Niedersächsischen Landtag, wie viele andere auch die Forderung einer Wiedervereinigung zur Seite: „Nach 40 Jahren Bundesrepublik sollte man eine neue Generation in Deutschland nicht über die Chancen einer Wiedervereinigung belügen. Es gibt sie nicht. Und es gibt wichtigere Fragen der deutschen Politik in Europa. Zum Beispiel: Ich bin für eine Politik, die die konkreten Lebensbedingungen der Menschen in der DDR verbessert. Diese Möglichkeiten werden durch eine Diskussion über die Wiedervereinigung gestört.“ („Die Union redet wie die Republikaner“, in: Bild, 12.06.1989)
Nur einen Tag später, am 13. Juni 1989, erkannte mit Michail Gorbatschow, Generalsekretär der KPdSU, ein sowjetischer Führer zum ersten Mal nach Ende des Zweiten Weltkriegs das Recht der Deutschen auf Selbstbestimmung an. In einer mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) unterzeichneten „Gemeinsamen Erklärung“ heißt es: „Das Recht aller Völker und Staaten, ihr Schicksal frei zu bestimmen und ihre Beziehungen zueinander auf der Grundlage des Völkerrechts souverän zu gestalten, muß sichergestellt werden. Der Vorrang des Völkerrechts in der inneren und internationalen Politik muß gewährleistet werden.“ Die Bundesrepublik und die Sowjetunion „betrachten es als vorrangige Aufgabe ihrer Politik, an die geschichtlich gewachsenen Traditionen anzuknüpfen und so zur Überwindung der Trennung Europas beizutragen.“ Als „Bauelemente des Europas des Friedens“ wird an erster Stelle genannt: „Die uneingeschränkte Achtung der Integrität und der Sicherheit jedes Staates. Jeder hat das Recht, das eigene politische und soziale System frei zu wählen. Die uneingeschränkte Achtung der Grundsätze und Normen des Völkerrechts, insbesondere Achtung des Selbstbestimmungsrechts der Völker.“ (Bulletin, 15.06.1989)
Panikattacken und Freude Traumata von Zwang und Dunkelhaft verfolgen Gerd Keil bis heute. Aber seine Freude über die gewonnene Freiheit und die Kraft des christlichen Glaubens geben ihm Kraft und Bestätigung für seinen Einsatz.
Text von Peer-Detlev Schladebusch
links Gerd Keil, rechts Peer-Detlev Schladebusch